Die COVID-19-Rezession hat inzwischen historische Ausmasse angenommen. Das zeigt die im Januar bei rund 300 Swissmechanic-Mitgliedsunternehmen durchgeführte Befragung. Zum sechsten Mal in Folge und damit bereits seit 1,5 Jahren liegt der quartalsweise erhobene Geschäftsklima-Index für die KMU-MEM im Minus. Auf der Angebotsseite leidet die MEM-Branche in der zweiten Welle stärker unter dem Ausfall von Mitarbeitern (29 Prozent) als in der ersten (25 Prozent der Unternehmen). Dies erstaunt nicht, weil die Fallzahlen jene des Frühjahres 2020 um ein Mehrfaches übersteigen. Die Kapazitätsauslastung bleibt tief, obschon sie seit dem letzten Quartal leicht zugenommen hat.
Makroökonomisches Umfeld
Die Aufholjagd der Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal 2020 ist durch die zweite COVID-19-Welle vorerst zum Erliegen gekommen: Gemäss den Schätzungen von BAK schwächte sich die BIP-Verlaufsrate bereits im Schlussquartal 2020 deutlich ab. Für das erste Quartal 2021 ist im Vorquartalsvergleich mit einem BIPRückgang um 1,3 Prozent zu rechnen. Eine Wiederaufnahme der Schweizer Wirtschaftserholung ist erst im Verlauf des zweiten Jahresviertels zu erwarten.
Den eigentlichen konjunkturellen Durchbruch erwartet BAK Economics für den Sommer 2021. Dahinter steht die Annahme, dass bis zu diesem Zeitpunkt der Grossteil der Schweizer Bevölkerung geimpft sein wird und die letzten verbleibenden Restriktionen im Herbst 2021 dauerhaft aufgehoben werden können. Für die wichtigsten internationalen Märkte wird von einer ähnlichen Entwicklung ausgegangen. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass der Pandemieverlauf – unter anderem aufgrund von Mutationen – schwer prognostizierbar ist. Neben dem Basisszenario – das erwartete Szenario mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit – sind deshalb auch andere Entwicklungspfade nicht auszuschliessen.
Trotz des rezessiven Jahresauftakts prognostiziert BAK im Basisszenario für das Gesamtjahr 2021 eine deutliche Erholung des realen BIPs um 3,2 Prozent (2020: –2,9 Prozent). Das dynamische BIPWachstum dürfte auch 2022 anhalten (3,8 Prozent).
Für den Arbeitsmarkt 2021 sind die Aussichten eingetrübter. Die neuen Schutzmassnahmen betreffen vor allem personalintensive Dienstleister wie das Gastgewerbe. Zudem werden viele Unternehmen auf COVID-19-Verluste erst nachgelagert mit Entlassungen reagieren. Es ist deshalb damit zu rechnen, dass die Beschäftigung nach der Stagnation 2020 (0 Prozent) in diesem Jahr sinken wird (–0,4 Prozent), bevor es 2022 wieder aufwärts geht (1,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote dürfte entsprechend 2021 ihren Peak erreichen (3,8 Prozent).
Hilfsmassnahmen sind weiterhin nötig
Rund zwei von drei Betrieben haben Kurzarbeit angemeldet. Die MEM-Unternehmen erwarten, dass die effektive Kurzarbeit im ersten Quartal 2021 auf 26 Prozent steigen wird. 62 Prozent haben einen Einstellungsstopp verhängt. Jedes vierte KMU plant Entlassungen. «Diese Zahlen zeigen, dass unsere Mitgliedsunternehmen schwierige und harte Entscheidungen treffen müssen, um in dieser Krise überleben zu können», sagt Swissmechanic-Direktor Jürg Marti. Für eine Entwarnung sei es leider noch zu früh. «Die MEM-Branche ist noch keineswegs über dem Berg, die KMU-MEM müssen durchhalten und brauchen einen langen Atem.»
Die Nothilfemassnahmen wie etwa die Ausweitung und Vereinfachung der Kurzarbeit, die Überbrückungskredite und die Härtefallregelungen waren sehr wichtig, um den Werkplatz Schweiz in der ersten Phase der Krise zu sichern. «Die Situation ist nach wie vor angespannt, weshalb das angesprochene Hilfspaket nach wie vor zwingend nötig ist, verlängert und differenzierter auf die einzelnen Branchen angewendet werden muss», erläutert Jürg Marti. Swissmechanic fordert denn, dass auch Selbstständige und Personen in arbeitgeberähnlicher Stellung von Kurzarbeitsentschädigung profitieren können. Da es sich bei der Kurzarbeitsentschädigung um eine Versicherung handelt, müssen alle Personen, die in diese Versicherung einbezahlen im Krisenfall auch davon profitieren können.
Marktentwicklung MEM-Branche
Die COVID-19-Rezession hat historische Ausmasse. Mit positiven Impulsen für die MEM-Industrie ist ab der zweiten Jahreshälfte 2021 wieder zu rechnen.
Die reale Bruttowertschöpfung der MEM-Branche brach 2020 um schätzungsweise –10 Prozent ein. Berücksichtigt man zusätzlich die Delle, welche geopolitische Unsicherheiten der Branche 2019 zufügten, liegt man Ende 2020 um mehr als –11 Prozent unter dem Niveau 2018.
Damit gehört die COVID-19-Rezession zweifelsohne zu den historischen: Der «typische» Wertschöpfungseinbruch (Median) der sieben MEM-Rezessionen in den letzten 40 Jahren lag bei –5 Prozent. Zweistellige Einbrüche wie in der CoronaKrise mussten nur in der Ölkrise 1981 bis 1983 (–12 Prozent) sowie der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 (–15 Prozent) verzeichnet werden.
Wie schon zuvor, wird die krisenerprobte MEM-Branche auch diese Rezession bewältigen. Die Frage ist wann. Trotz der zweiten Welle ist BAK zuversichtlich, dass bereits 2021 signifikante Aufholeffekte möglich sind. Zuversichtlich stimmt auf der Angebotsseite, dass in der zweiten Welle Unterbrüche in den Lieferketten seltener sind als im Frühjahr 2020; und auf der Nachfrageseite, dass im letzten Jahresviertel 2020 die Abwärtsdynamik in der Export- und Preisentwicklung (gemessen gegenüber den Vorjahresquartalen) weiter abgenommen hat. Positive Signale gehen auch vom PMI aus.
Gelingt im Sommer der epidemiologische und konjunkturelle Durchbruch, wird nicht nur die Unsicherheit sinken, sondern auch die Kapazitätsauslastung der MEM-Kunden rasch ansteigen. Zusammen mit dem schwächeren Franken werden davon positive Impulse auf die Nachfrage nach Schweizer MEM-Gütern ausgehen. Weniger erfreulich dürfte sich die Lage 2021 jedoch auf dem MEM-Arbeitsmarkt entwickeln. Nach dem Beschäftigungsabbau im letzten Jahr ist in der Branche 2021 mit einer weiteren Reduktion zu rechnen, bevor die Erholung sich 2022 auch hier bemerkbar machen wird.
Weitere Informationen unter: www.swissmechanic.ch