Die Idee, Vakuumheber auf Baustellen einzusetzen ist nicht neu. Es gibt zahlreiche Geräte, die an Krane gehängt oder sogar an Gabel- oder Teleskopstapler montiert werden können, um Lasten am Bau zu bewegen. Erfahrene Fenster- und Fassadenbauer wissen allerdings, dass ein erfolgreicher Einbau von Elementen auf den letzten Zentimetern beim Einsetzen entschieden wird. Hier fehlt gängigen Geräten oftmals die notwendige Präzision und 3D-Beweglichkeit um 360 Grad. Bei Fensterelementen kommt hinzu, dass diese von innen nach außen eingefügt werden müssen. Das ist auch der Grund, weshalb häufig „Glasmanipulatoren“ oder „Glasroboter“ zum Einsatz kommen, die im Gebäude die Glaselemente aufnehmen und beim Setzen helfen. Zuvor bleibt nichts anderes übrig, als Elemente und Maschinen aufwendig in das Gebäude zu verfrachten. Im Rohbau ist dies noch ohne Weiteres möglich. Ist das Gebäude allerdings bereits fertiggestellt und verfügt dieses womöglich noch über Doppelböden für EDV- und Kommunikationstechnik, übersteigt das Gewicht der Maschinen in Verbindung mit dem Glas meist die Traglast des Bodens und dessen Belag.
Königsweg Außenmontage
Der Königsweg für das schnelle und einfache Setzen von Glas- und Fassadenelementen unter möglichst geringem Personaleinsatz führt demnach über die Außenmontage. Dafür wird ein Montagemodul benötigt, das vier Elemente zu einer funktionierenden Einheit verbindet. Zunächst sollte das Modul kompatibel sein mit einem Standard-Hubgerät mit entsprechender Ausladung, wie sie bei vielen Baumaschinenverleihern erhältlich sind (z.B. ein Teleskopstapler). Außerdem sollte es einen leistungsstarken Vakuumheber haben, der auch schweren Lasten von über 500 kg gewachsen ist. Als drittes ist eine autarke Stromversorgung und ein eigenes Hydraulikaggregat erforderlich, um nahe der Endposition millimetergenau arbeiten zu können. Abschließend ermöglicht eine intuitive 3D-Steuerung und Lagerung sanfte Bewegungen in alle Richtungen.
Eurotech macht´s möglich
An die Ingenieure von Eurotech in Rosenfeld ist ein solcher Wunsch herangetragen worden. Der dänische Handelsvertreter bat um die Weiterentwicklung eines auf Teleskopstapler montierbaren Glashebegerätes. Es sollte so wendig und grazil sein wie eine Giraffengazelle. Die Ingenieure analysierten die bestehenden Lösungen und machten sich an eine Neuentwicklung, um endlich allen Anforderungen gerecht zu werden.
Innovation eT-Litocran700
Heraus kam der eT-Litocran700. Der Name bezieht sich auf den lateinischen Namen der Giraffengazelle (Litocranius). Wie sein in der Wildnis lebendes Vorbild besitzt das in Eurotech-rot lackierte Gerät eine außergewöhnliche Wendigkeit und Flexibilität, welche ihm den Spitznamen „rote Gazelle“ einbrachte. Ursprünglich ist der et-Litocran700 als ein autonomes Anbaumodul konzipiert worden, bestehend aus dem Vakuumhebegerät „eT-Hover-univac“ und einem eigenen Teleskoparm, der auf den letzten Zentimetern 360-Grad-Bewegungen ausführen kann. Die Tragfähigkeit ist auf 700 kg ausgelegt. Die moduleigene Strom- und Hydraulikversorgung mit eigener Fernsteuerung macht das Gerät unabhängig und flexibel. Es kann sowohl an einem Teleskopstapler als auch an einem Kran befestigt werden.
Teleskopstapler-Hersteller interessiert
Namhafte Hersteller wie Magni TH interessierten sich sofort für die rote Gazelle und streben die Integration in die eigenen Teleskopstapler an, um ihre Attraktivität als Lösungsanbieter weiter auszubauen. Für Magni-Kunden hat das den Vorteil, dass beim Einsatz des eT-Litocran700 die bordeigene Hydraulik- und Stromversorgung genutzt werden kann und nur eine Fernbedienung für Fahrzeug und Vakuumhebegerät notwendig ist. Eurotech Vertriebs GmbH als Entwickler und Anbieter der „roten Gazelle“ ist für weitere Integrationsbestrebungen anderer Hersteller von Teleskopstaplern und Krane offen.
Zeit- und Kostendruck bei Bauprojekten
Wie einsatztauglich der eT-Litocran700 tatsächlich ist, zeigte sich bei einem Baustellenprojekt in der unmittelbaren Nachbarschaft des Firmensitzes von Eurotech in Rosenfeld. Dort befindet sich die Zentrale der Blickle GmbH u. Co. KG. Blickle gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Rädern und Rollen. Das stetige Wachstum des Unternehmens erforderte eine dringende Erweiterung der Kapazitäten. Bis Juni 2023 entsteht dafür ein repräsentatives Verwaltungsgebäude und eine moderne Fertigung auf mehr als 37'000 Quadratmeter.
Knifflige Situation
Für die beauftragten Fenster- und Fassadenbauer stellte der straffe Zeitplan eine echte Schwierigkeit dar. Die Lieferung von speziell angefertigten Fensterelementen verzögerte sich. Als dann die heiß ersehnten Elemente endlich da waren, ging es an den Einbau. Zum einen musste sichergestellt werden, dass die Einzelanfertigungen unter keinen Umständen beim Einbau beschädigt werden, zum anderen gab es eine knifflige Einbausituation. Der Einbauort befand sich unter einer Überdachung in 20 Metern Höhe. Das Fenster konnte nicht im 90-Grad-Winkel zur Fassade gesetzt werden, denn die Fensteröffnung befand sich rechts davon, unterhalb der Überdachung. Ein Kran schied also aus. Denkbar wäre ein Gerüstaufbau gewesen, auf dem dann ein Hubgerät platziert werden kann, aber dies würde erneut wertvolle Zeit kosten. Außerdem bereitete ein Lichtschacht der Tiefgarage Kopfzerbrechen, der sich unmittelbar unterhalb der Einbaustelle befand.
Herausforderung angenommen
Dem Geschäftsführer der Saxonia Glas- und Fassadenmontage GmbH war bekannt, dass Eurotech mit dem eT-Litocran700 über ein Teleskoplader-Anbaumodul verfügte, welches exakt für solche Herausforderungen geeignet ist. Schon länger spielte er mit dem Gedanken, den eT-Litocran700 zu erproben. Nun war der Moment gekommen. Er wandte sich an die benachbarte Zentrale und erhielt sofort Unterstützung. Schleunigst wurde der eT-Litocran700 auf den geliehenen Teleskopstapler montiert. Dieser positionierte sich im Abstand zur Gebäudeüberdachung und dem Lichtschacht und beförderte den Litocran auf Montagehöhe. Nun erfolgte die Litocran-Feinsteuerung zur Platzierung des Elements durch einen Bediener an der separaten Fernsteuerung. Vorsichtig näherte er sich mit der 400 kg schweren Scheibe der Fensteröffnung. Der Spielraum zum Einbau betrug lediglich ein Zentimeter an jeder Seite. Der eT-Litocran700 stellte jedoch seine Einsatzfähigkeit unter schwersten Bedingungen unter Beweis und reagierte millimetergenau auf jeden Steuerungsimpuls in alle Richtungen. In kürzester Zeit war die knifflige Herausforderung gelöst. Saxonia Geschäftsführer Hannes Sachse zeigte sich erleichtert: „Wir haben die Aufgabe in Rekordzeit bei minimalem finanziellem und personellem Aufwand mit dem Litocran gemeistert. Die Litocran-Feuertaufe bei unserem Ersteinsatz wurde mit Bravour bestanden!“ Festgehalten wurde die ganze Aktion auf Video.
Erhebliches Einsparpotenzial
Welches Einsparpotenzial der eT-Litocran700 besitzt, zeigte sich ebenfalls bei einem Einsatz in Dänemark. Der dortige Fassadenbauer gewann eine Ausschreibung für die Verglasung eines Flughafengebäudes. In klassischer Weise plante er dafür drei Monate ein. Kurz vor Baubeginn wurde er auf ein Vorläufermodell des Litocrans aufmerksam, welches er dann einsetzte und innerhalb von einem Monat die Fertigstellung erreichte. Der eT-Litocran700 ist interessant für größere Glas- und Fassadenbauunternehmen sowie für Betreiber von Maschinenparks und Verleiher.